In diesem Artikel erfährst Du, welche 4 Trennungsphasen wir üblicherweise durchlaufen, wenn wir verlassen wurden. Sie unterscheiden sich natürlich von Mensch zu Mensch und von Situation zu Situation. Dennoch können sie Dir ein wenig Orientierung geben und die Sicherheit: »meine Reaktion und mein Verhalten gerade ist ganz normal«. Die vier Phasen orientieren sich an den Trauerphasen der Schweizer Psychologin Verena Kast.
Die vier Trennungsphasen nach Verena Kast
Es geht in dem Artikel nicht um den richtigen Umgang in den jeweiligen Phasen, sondern ausschließlich um die Theorie. Die Reihenfolge der Phasen kann variieren und dauert bei jedem Menschen unterschiedlich lange.
1. Phase: Wir verlegnen und verdrängen die Gefühls- und Beziehungsrealität
Unser Partner hat sich getrennt. Häufig können wir es im ersten Moment gar nicht glauben. Wir gelangen wie in einen Schockzustand, der körperlich auch messbar ist. Da wir es im ersten Moment noch gar nicht glauben möchten und können, verleugnen wir die Realität der Trennung und glauben, dass das schon wieder wird. Oder wir das nur geträumt haben.
Diese Trennungsphase wird auch die »nicht wahr haben wollen«-Phase genannt. Wir haben häufig ein Ohnmachtsgefühl und leben wie in einer anderen Welt. Mit allen Auswirkungen auf Beruf, Familie und Freunde. Erst langsam realisieren wir, dass die Trennung tatsächlich ausgesprochen wurde und nun vollzogen ist. Diese Konfrontation mit dem erlittenen Verlust kann unterschiedlich lange dauern – und sehr schmerzhaft sein.
2. Phase: Unsere Gefühle brechen heraus und wir erleben emotional eine chaotische Zeit
Nach dem wir die Realität der Trennung Stück für Stück angenommen haben, kommen wir ins Fühlen. Abhängig von der Beziehungsdauer, der eigenen Lebensgeschichte, den Trennungsgründen und dem eigenen Wunsch die Partnerschaft fortzusetzen, ist das ein oder andere Gefühl mehr im Vordergrund:
- Trauer: Wir sind traurig und können in diesem Schmerz richtig versinken und nichts anderes mehr spüren.
- Wut: Wir sind wütend auf den Partner, z.B. dass er uns im Stich gelassen oder uns nicht in seine Trennungsgedanken und -absichten mit einbezogen hat.
- Angst: Wir haben Angst vor der Zukunft und die Sorge, nie mehr (einen solchen) Partner zu finden. Vielleicht gibt es auch Existenzängste oder die Sorge um das Wohl der gemeinsamen Kinder.
- Schuld: Vielleicht fühlen wir uns auch schuldig und werfen uns oder dem Partner etwas vor. Was wir selbst oder was er (vermeintlich) falsch gemacht hat.
- Liebe: Häufig fühlen wir uns zu unserem Ex-Partner hingezogen und möchten ihm am lieben diese Liebe zeigen und gleichzeitig auch die Liebe von ihm bekommen.
- Und viele andere Empfindungen und Gefühle sind spürbar und haben alle ihre Berechtigung.
Diese Gefühle können sich schnell und häufig wechseln. Auch wenn unser Kopf diese manchmal widersprüchlich empfindet, haben sie doch alle ihre Berechtigung und ihren Sinn. Zumindest in dieser Phase.
Während dieser zweiten Trennungsphase sind körperliche Symptome spürbar: Sehr häufig haben wir keinen Appetit, erleben Einschlaf- oder Durchschlafstörungen oder wachen früh am Morgen auf. Unser Köper ist häufig geschwächt, sodass wir anfälliger für Erkältungen oder andere Infekte sind.
Typisch für diese 2. Phase sind Schuldzuschreibungen an den ehemaligen Partner. Wir sehen die ganze Verantwortung und »Schuld« bei ihm oder ihr und es fällt uns schwer, unseren eigenen Anteil an der Trennung zu sehen. Diese einseitigen Schuldzuweisungen sind recht normal und nur dann problematisch, wenn wir dauerhaft darin verhaftet bleiben.
3. Phase: Wir reflektieren die Beziehung und erhalten neue Perspektiven
Sobald wird unsere Gefühle zugelassen und durchlebt haben, kommen wir zur dritten Phase. Durch Alltagssituationen und andere Auslöser werden wir immer wieder an die vorherige Partnerschaft erinnert. Mit der Folge, dass wir Gefühle und Zustände wie in der zweiten Phase erleben. Dieser Wechsel zwischen den beiden Phasen kann sich häufig wiederholen. Doch die Abstände zwischen den Gefühlsausbrüchen werden in der Regel länger. Die Wiederholungen unterstützen uns dabei, die Realität zu akzeptieren und uns selbst wieder besser wahrzunehmen. Häufig stellen wir uns viele Fragen. Insbesondere zu unserer eigenen Identität: »Was möchte ich eigentlich selbst?«, »Was bleibt, ohne den Partner?« oder »Was habe ich in der Partnerschaft über mich selbst gelernt?«.
Der Blick auf den Ex-Partner verändert sich mit der Zeit. Vielleicht sehen wir ihn nun realistischer oder kritischer und idealisieren ihn und die Beziehung weniger. Die Sehnsucht nach ihm wird geringer.
4. Phase: Wir finden wieder zu uns selbst
In der letzten Phase stellen wir fest, dass wir den Verlust und die Trennung überlebt haben. Wir haben an Stärke gewonnen und uns seelisch weiterentwickelt: »Trennungsbewusstsein wird ein Teil des Selbstbewusstseins«. Wir suchen unsere Zufriedenheit und unseren Selbstwert nun nicht mehr bei unserem Partner, sondern bei uns selbst. Wir leben wieder eigenverantwortlicher, wenden uns dem Leben zu und spüren neue Energie und Lebensfreude.
Zudem sind wir bereit, unseren eigenen Anteil am Scheitern der Partnerschaft zu erkennen. Wir schieben in der letzten Trennungsphase also nicht mehr die gesamte Verantwortung an unseren ehemaligen Partner. Im besten Fall haben wir viel über uns und unser Beziehungsverhalten gelernt und irgendwann spüren wir: Jetzt habe ich den Partner losgelassen und bin wieder frei für neue Erfahrungen.
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Danke für den Text, ich befinde mich dann wohl in Phase 2. Win viel traurig und manchmal wütend. Wahnsinn! Will da rauskommen und hoffe, dass es auch irgendwann soweit kommen wird.